Ohne Wärme keine Energiewende
Die Bundesregierung denkt bei der Energiewende bislang nur an Strom, weil dies die Großkonzerne interessiert. Dezentrale Photovoltaik- und Windenergieprojekte werden dabei in der öffentlichen Debatte als Verursacher hoher Stromkosten in den Fokus gerückt. Interessenbehaftete Medienkampagnen verhindern eine sachliche Debatte um effiziente Investitionen im entscheidenden Wärme-Sektor.
Entscheidungshilfen für die Bürger zur wirtschaftlichen Investition in Gebäude und Heizsysteme stehen nicht zur Verfügung. Der Staat ist bislang zur tatsächlichen Umsetzung der Energiewende ohne fossile und atomare Grundlage nicht in der Lage. Die Medien können die Machenschaften im Energiesektor mangels Kapazität für investigative Recherche nur schwer entlarven. Die Bürger werden mit der Aufgabe, effizient in tatsächlich klimaverträgliche Gebäude zu investieren, allein gelassen, oder sogar in die Irre geführt. Dabei sind für das Gelingen einer Energiewende bezahlbare und tatsächlich kosten- und umweltschonende Gebäude und Anlagen zentral. Nur vereinzelte Akteure, z.B. aus der Wohnungswirtschaft, sind um die notwendige systematische Klarheit bemüht. Diese Lücke soll das auf 15 Jahre angelegte Projekt schließen, um eine erfolgreiche Wärme-Energiewende zu ermöglichen.
Ehrliches Ringen um beste energetische Lösungen notwendig
Eine RICHTIGE Energiewende bedingt ein ehrliches Ringen um beste energetische Lösungen. Das betrifft die gesamte Energiewende aber auch Einzelgebäude. Privaten und professionellen Bauherren fehlt jedoch zunehmend der Überblick über Möglichkeiten des energetischen Bauens und Sanierens, die effizient und kostengünstig zugleich sind. Alleine durch verbindliche Effizienzvorgaben für Wärmepumpen ließen sich schon 2030 bundesweit 1,6 Mrd. EUR einsparen. Das Buch „Bauunwesen“ informiert, „dass am Ende die tatsächliche Effizienz eines Gebäudes den Staat in Deutschland gar nicht interessiert. Der Bauherr … hat genug für die Energieeffizienz getan, wenn er viel Geld für teureres Material und Technik ausgegeben hat … Was beim Bauen energetisch herauskommt, spielt in Deutschland keine Rolle“ [Lauber 2014]. Eine Rückkopplung der Ergebnisse fehlt.
Tatsächlich zeigt die Analyse von theoretisch energiesparenden Gebäuden in der Praxis fehlende Einsparungen durch mangelnde Qualitätssicherung und Reboundeffekte. Die gemessene CO2-Reduktion im Bereich der Beheizung und Warmwasserversorgung von Gebäuden hinkt weit hinter der Theorie und den Notwendigkeiten her. Dies wird der Öffentlichkeit vorenthalten. Aufkommende, aber unzureichende oder irreführende Monitoringansätze von Herstellern und öffentlicher Hand stehen unter Erfolgsdruck und vermeiden notwendige Klarsicht. Eine transparente und ernsthafte Kontrolle des Einsparerfolgs findet bislang nicht statt, da sie als Wachstumsbremse wahrgenommen wird und ein weiteres Verfehlen der politischen Klimaschutzziele offenbaren würde. Auf diese „Hemmnisse“ darf in Hinblick auf eine erfolgreiche Energiewende nicht länger Rücksicht genommen werden.
Realistische Ziele und Rückkopplung der Ergebnisse ermöglichen
Interessen von Lobbygruppen und Akteuren der Energiewirtschaft, die von hohen Gerätekosten und Energieausgaben der Haushalte profitieren, dominieren die öffentliche Wahrnehmung und die Verordnungen. Zum Beispiel wurden in der EnEV, der maßgeblichen Verordnung im Bauwesen, die Umweltkennwerte für Strom willkürlich so festgelegt, dass elektrisch betriebene Heizsysteme massiv bevorzugt werden. Ab 2016 werden Luft-Wärmepumpen so zum Standardheizsystem. Unabhängige Evaluierungen zeigen jedoch, dass gerade diese Systeme ohne verbindliche Qualitätssicherung in der Praxis mangelnde Effizienz aufweisen und überhöhte Heizkosten bedingen. Dem notwendigen, und politisch debattierten, Abschalten von Braunkohle-Kraftwerken wird de facto durch die Energieeinsparverordnung 2016 entgegengewirkt. Mit orchestrierten PR-Kampagnen – Stichwort „Dämmwahnsinn“ – wird umfassender Wärmeschutz regelrecht ausgebremst. Zudem konzentriert sich die öffentliche Debatte in der Berichterstattung sehr einseitig auf den Sektor Strom: Preise, EEG-Umlage, Stromtrassen und Smart-Grid bestimmen Politik und Medien. Der wesentliche Bereich Wärme wird ausgespart, hier jedoch kann der Verbraucher oftmals direkt handeln. Dies gilt es unter Berücksichtigung der individuellen und gemeinschaftlichen Ziele zu ermöglichen.
An die Stelle unrealistischer Ziele wie dem „quasi klimaneutralen Gebäudebestand“ sollen im Projekt ReConGeb realistische, machbare, nach Situation differenzierte und kontrollfähige Ziele eingeführt, und auf ihre Einhaltung überwacht werden.
» Belege und Quellen zum Text finden Sie im ReConGeb Arbeitspapier
Endenergieverbrauch in Deutschland
Solarstrom und Windenergie stellen 3% der Endenergie in Deutschland bereit. Die zentrale Aufgabe der Wärme-Energiewende ist in der öffentlichen Diskussion ausgegraut.
© Stiftung Energieeffizienz, Daten Sektor Strom gem. EEX/FhG 2013
Beispiel für energetische Ziele mit Toleranzangabe
Gerade bei ambitioniert vorgegebenen Nachweiswerten zeigen realisierte energiesparende Gebäude in der Praxis meist einen zu hohen Energieverbrauch aufweisen [Kaßner 2010].